Systematische Rundumversorgung als Schlüssel einer erfolgreichen Vogelhaltung - Teil 2

Bericht und Grafik: Rolf Lüscher, Rümlang ZH

 

Der Teil 1 befasste sich ganzheitlich mit der systematischen Rundumversorgung, deren Bedeutung und Ziele sowie allenfalls vorhandenen Hemmnissen. Dann erfolgte ein Ueberblick des systematischen Aufbaus und des 4-Säulen-Prinzips: Grundnahrung (Körnerfutter), Frischfutter, Vitamine/ Futterzusätze/Zusatzfutter, Mineralien/Spurenelemente. Im 2. Teil setzen wir uns nun hauptsächlich mit den Inhalten dieser vier Säulen auseinander.  

 

Säule 1: Grundnahrung (Körnerfutter)

 

Als Grundnahrung wird im Folgenden ausschliesslich Körnerfutter als gängigste und natürlichste Form der Vogelernährung weiterbehandelt. Die Meinungen über industriell gefertigte Futterprodukte wie Pellets oder andere Extrudate gehen weit auseinander und sind unterschiedlich bekannt. Desweitern eröffnen sich zusammen mit der systematischen Rundumversorgung Widersprüche in der Versorgungssicherheit, zumal beispielsweise ein führender Hersteller von Pellets von der Kombination mit spezifischen Futterzusätzen abrät. Andere Experten weisen darauf hin, dass das Enthülsen der Samen ein wichtiger biologischer Vorgang in der Natur eines Körnerfressers ist.

 

Mit Blick auf die gesamte Versorgung ist zuerst die Zielsetzung im Rahmen der Säule 1 zu definieren. Diese lautet: Maximal erreichbarer Nährwert in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Nährwert ist der physiologische Wert eines Nahrungsmittels in Abhängigkeit zur Menge und im Verhältnis seiner Inhaltsstoffe und deren Verfügbarkeit für den Organismus (Definition in Anlehnung an Wikipedia). Daraus ergibt sich die zwingende Konsequenz, dass Futtermischungen der Vogelart entsprechend ernährungsphysiologisch und bedürfnisorientiert zusammengesetzt sein müssen, in Verbindung mit hoher Qualität der einzelnen Bestandteile.

 

Für die Praxis heisst das, dass einer für die betreffende Vogelart möglichst spezifischen Mischung der Vorrang zu geben ist, da sie das Bedürfnis mit grosser Wahrscheinlichkeit viel genauer abdeckt, wenn auch Qualität und Zusammensetzung stimmen. Allenfalls sind Kombinationen denkbar, wenn die Vögel zur gleichen Artenfamilie gehören. Dass aber Universalmischungen den physiologischen Ernäh-rungsbedürfnissen verschiedener Vogelarten gerecht werden, ist unrealistisch. Schon alleine von der Körnerstruktur her trifft bzw. muss das Tier eine Auswahl treffen, die mit Sicherheit ernährungs-physiologisch nicht mehr optimal ist.  

 

Empfehlenswert ist desweitern, sich mit der Herkunft, der Vielseitigkeit und der Zusammensetzung des Futters auseinanderzusetzen, da die qualitativen Unterschiede sehr gross sind und demzufolge auch beim Nährwert erhebliche Differenzen bestehen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich dies preislich bemerkbar macht. Inwiefern welche Kompromisse eingegangen werden, muss jede Vogelbesitzerin / jeder Vogelbesitzer selbst entscheiden. Zur Illustration hierzu ein Beispiel für Wellensittichfutter.

 

Mischung 1:

Spitzsaat, Haferkerne, Rote Hirse, Silberhirse, Platahirse

 

Mischung 2:

Spitzsaat, Haferkerne, 9 verschiedene Hirsesorten, Negersaat, Sesam, verschiedene Grassamen und Wildsämereien

 

Zwischen diesen beiden Mischungen liegen Welten. Einerseits ist der Nährwert bei der Mischung 2 unvergleichlich höher für die Tiere und der Hersteller garantiert zudem die Zusammensetzung, womit der Nährwert immer gleich bleibt. Dementsprechend ist der Preis für Mischung 2 etwa das 2,5-fache gegenüber der Mischung 1.

 

Vogelfutter ist nicht gleich Vogelfutter und offenbart sich in erster Linie beim Nährwert. Fast bei allen Sorten wären weitere Beispiele möglich. Wir beschränken uns hier noch auf drei weitere Inputs: Beim Papageien- oder Grosssittichfutter sollte der Anteil Sonnenblumenkerne gesamthaft maximal bei etwa 40 % liegen. Spezielle Mischungen mit sehr hohem Nährwert haben lediglich etwa 20 % Sonnenblumenkerne. Beim Kanarienfutter empfiehlt es sich, eine Mischung zu wählen, die ein ausgewogenes Verhältnis kohlenhydratreicher bzw. fettreicher Saaten aufweist. Damit verhindert man einerseits Hyperaktivismus und andererseits tendenziell Fettansätze. Im Falle von Prachtfinken und Exoten ist die Auswahl besonders gross, abgestimmt auf Untergruppen oder sogar einzelne Vogelarten. Es empfiehlt sich, die Körnermischung so spezifisch wie möglich zu wählen.

 

Wie treffe ich die richtige Wahl des Vogelfutters? Information ist das Nonplusultra. Im Internet gibt es zahlreiche Informationsquellen, wobei man auch gut daran tut, den Weizen vom Spreu zu trennen. Andererseits darf von jedem Futterverkäufer erwartet werden, dass die nötigen Fachkenntnisse vorhanden sind und eine entsprechende Beratung erfolgt. Gerade im Falle einer existenziellen Aufgabe wie der Tierernährung ist Kompetenz gefragt. Nachfolgend noch ein paar zusätzliche Informationen, die für die richtige Futterauswahl hilfreich sind:

  • Informieren Sie sich zum Produzenten. Ein Produzent, der direkt und selbst im Vogelbusiness aktiv ist, hat eine ganz andere Ausgangslage und steht dem Vogelbedürfnis viel näher.
  • In jedem Fall empfehlenswert sind Mischungen, wo der Produzent die Zusammensetzung garantiert, unabhängig vom Saateneinkaufspreis. Damit hat der Kunde Gewissheit, dass die Tiere immer dieselbe Qualität und in der Folge auch denselben Nährwert erhalten.
  • Vergleichen Sie die Zusammensetzungen und - so weit es möglich ist - auch die ernährungs-physiologischen Informationen. Es lohnt sich.

 

Der Nährwert ist nicht vollständig objektivierbar. Die verfügbaren und verwertbaren Nährstoffe, die den Nährwert ergeben und aus Kohlenhydraten, Proteinen und Fett bestehen, sind die Voraussetzung für die Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen. Die Abgabe eines qualitativ hochwertigen Körnerfutters nimmt somit in der Vogelernährung eine zentrale Rolle für die Gesunderhaltung ein, die häufig unterschätzt wird. Im Interesse einer erfolgreichen Vogelhaltung ist es jederzeit ratsam, sich damit vertieft auseinanderzusetzen.   

 

Säule 2: Frischfutter

 

Frischfutter ist im Rahmen der systematischen Rundumversorgung ein Spezialfall und nicht integrierbar. Aus folgenden Gründen:

  • Soweit es sich um für die betreffende Vogelart erlaubte Produkte handelt, wird Frischfutter allgemein als gesund und vitaminreich angesehen. Jedoch werden die wenigsten Vogelbesitzer wissen, welche Nährstoffe genau und in welcher Ausprägung im Produkt enthalten sind. Dies ist für eine maximale Versorgungssicherheit aber unerlässlich.
  • Frischfutter hat je nach Gewächs sehr unterschiedliche Inhaltsstoffe, welche mengenmässig stark schwanken können oder zum Teil nur in den wenigsten Fällen vorhanden sind wie zum Beispiel Vitamin D. Trotz bestem Willen und ausreichender Frischfutter-Fütterung können Mangelerscheinungen die Folge sein, wobei die Ursache des Mangels häufig nicht festgestellt werden kann.

 

Gerade im Falle von Vitamin D3, das für Vögel eine wichtige Rolle spielt, können die Auswirkungen gravierend sein. Die Bildung von Vitamin D3 kann zwar durch direkte Sonneneinstrahlung oder durch spezielle Bird-Lamps gefördert werden. Die Haltungssituationen ermöglichen dies aber oftmals nur ungenügend, weshalb D3 unter allen Umständen zugefüttert werden muss und von Frischfutter allerdings höchst selten unterstützt wird.

 

Frischfutter kann also die nötige Versorgungssicherheit als Teil der Rundumversorgung nicht im gewünschten Masse gewährleisten. Damit wird die Bedeutung nicht geschmälert, bedingt aber, dass die systematische Rundumversorgung mit den Säulen 1, 3 und 4 sichergestellt werden muss.

 

Säule 3: Vitamine / Futterzusätze / Zusatzfutter

 

Für die Säule 3 lautet die Zielsetzung: Kontinuierliche Versorgung mit allen lebenswichtigen Vitami-nen und je nach Vogelart mit Zusatzfutter.

 

Vitamine sind organische Verbindungen, die zwar nicht wie Nährstoffe im Körnerfutter Energie liefern, aber für den Vogelorganismus lebensnotwenig sind. Die meisten Vogelarten können in einem gewissen Umfange nur Vitamin C und D selbst produzieren. Alle anderen Vitamine müssen mit der Nahrung aufgenommen werden oder im Verdauungstrakt von Bakterien gebildet werden (Vitamin B12 und K3). Aufgrund des hohen Stoffwechsels sind Vögel darauf angewiesen, kontinuierlich ausreichend Vitamine aufnehmen zu können. Eine Unterversorgung kann zu Entwicklungsstörungen bei den Jungtieren, Immunschwäche, Stoffwechselstörungen und bei deutlichem Mangel zu verschiedenen Krankheiten führen. Folgende Inhaltsstoffe decken den lebenswichtigen Bedarf ab: Vita-mine A, D3, E, K, C, Folsäure, Nicotinsäure, B1, B2, B6, B12, D-Pantontensäure, Biotin, Cholinchlorid, L-Carnitine.

 

Es darf nicht unterschätzt werden, dass jeder dieser Inhaltsstoffe eine Funktion für den Vogel-organismus hat. Nachfolgend sind nur auszugsweise fünf Beispiele genannt:

  • Vitamin A: Ein Mangel an Vitamin A erhöht die allgemeine Krankheitsanfälligkeit, kann vor allem zu Erkrankungen der Atemwege und Schleimhäute führen. Zudem wird ein Zusam-menhang mit einer erhöhten Anfälligkeit für Pilzkrankheiten vermutet.
  • Vitamin D3: Für die Vögel spielt das Vitamin D3 eine zentrale Rolle, weil es den Calcium‐Phosphorstoffwechsel reguliert und für die Ausbildung und den Erhalt der Knochensubstanz nötig ist. Ein Mangel führt bei Jungtieren zu Rachitis, bei der es zu einer mangelhaften Einlagerung von Kalk in den Knochen und dadurch zu Missbildungen kommt. Bei älteren Tieren kann es zur Osteomalazie führen, einer Entmineralisierung der Knochen. Aber auch für die Eibildung und Vorbeugung einer Legenot ist Vitamin D3 nötig, da ein Mangel zu dünn‐ bzw. weichschaligen Eiern führen kann.
  • Vitamin B12: Vitamin B12 ist in erster Linie für die Blutbildung wichtig und für alle Wachs-tumsvorgänge unentbehrlich. Längere Antibiotikagaben können den Mikroorganismen im Vogeldarm schaden, wodurch es zu einem Vitamin B12‐Mangel kommen kann, der zu Veränderungen des Blutbildes und Blutarmut führt. Auch Befiederungsstörungen und Komplikationen im Mauserablauf können die Folge sein.
  • Folsäure: Speziell für den Aufbau der roten Blutkörperchen und den Eiweissstoffwechsel ist Folsäure nötig. Außerdem unterstützt sie das Immunsystem, indem die Antikörperbildung gefördert wird. Folsäure‐Mangel führt zu Befiederungsstörungen, die sich durch Farbveränderungen zeigen, und Wachstumsstörungen. Auch werden Beinveränderungen und Kreuzschnabelbildung als Folge gesehen.
  • Vitamin C: Vitamin C stärkt das Immunsystem und ist für die Bildung und den Stoffwechsel des Bindegewebes verantwortlich. Es beeinflusst die Zellatmung, den Hormonhaushalt und fördert die Knochen‐ und Blutbildung. Bei Krankheit und in Stresssituationen ist es sinnvoll, besonders auf den Vitamin C‐Gehalt der Nahrung zu achten und das Immunsystem der Tiere mit einem wirksamen Vitaminpräparat zusätzlich zu unterstützen.

 (Sämtliche Angaben in Anlehnung an: Jutta Richter, „Wichtige Inhaltsstoffe der Vogelernährung“.)

 

Wie ersichtlich ist, kommt der kontinuierlichen und umfassenden Vitaminversorgung eine enorm grosse, wenn nicht sogar entscheidende Bedeutung zu. Es kann nur der Appell ergehen, dieser Tatsache präventiv höchste Beachtung zukommen zu lassen und nichts dem Zufall zu überlassen, und zwar in jeder Lebensphase. Durch eine mangelhafte Versorgung können insbesondere beim Nachwuchs irreparable Schäden entstehen, die nicht mehr korrigiert werden können.

 

Basis der Vitaminversorgung muss ein Multivitaminpräparat sein, das die Versorgung in der Gesamtheit der Bedürfnisse sichert und in allen Lebensphasen kontinuierlich (ohne Lücken!) nach Angaben des Herstellers zur Verfügung gestellt wird. Es ist zudem jeder Vogelbesitzerin / jedem Vogelbesitzer zu empfehlen, Präparate zu wählen, die eine erwiesene Wirksamkeit haben, damit höchstmögliche Sicherheit erreicht wird. Mit der Grundversorgung sollte der Vitaminbedarf in der normalen Lebenssituation abgedeckt sein. Eine Ergänzung mit spezifischen Präparaten ist mindestens in der Mauser-phase, die für die Tiere eine starke Belastung des Organismus darstellt, und in der Aufzuchtphase angezeigt.

 

Unter dem Gesichtspunkt, neben der Gesunderhaltung auch die Abwechslung und das Wohlbefinden generell zu fördern, gibt es auf dem Markt zahlreiche weitere Möglichkeiten, die Grundversorgung auf sinnvolle und zweckmässige Weise zu ergänzen. Erwähnenswert sind zum Beispiel Pflanzenextrakte, Blütenpollen oder Weizenkeime. An dieser Stelle sei im Sinne eines Beispiels die Brennessel erwähnt, deren Inhaltsstoffe eine reinigende, entgiftende und stoffwechselfördernde Wirkung haben. Dadurch stärken sie die Organtätigkeit generell und kräftigen das Immunsystem.

 

Insgesamt ist also jede Vogelbesitzerin und jeder Vogelbesitzer ab einem gewissen Punkt flexibel, das eigene Programm zusammenzustellen, wenn die Grundbedürfnisse gesichert sind. Im Uebrigen können auch die Kosten verhältnismässig tief gehalten werden, wenn dadurch die Gesundheit der Tiere erhalten werden kann. In jedem Fall profitieren nicht nur die Vögel, sondern auch die Halterin / der Halter von einem gesunden, auch äusserlich vitalen Bestand.

 

Im Sinne von Ergänzungsfutter gehört zur Säule 3 auch die Abgabe von Ei- und Aufzuchtfutter, das übrigens sehr gut mit der beschriebenen Vitaminversorgung kombiniert und somit den Jungtieren unmittelbar zum Vorteil gereicht werden kann. Je nach Vogelart gehört die Versorgung mit Insekten auch dazu und ergänzt die erwähnte Vorgehensweise zusätzlich.

  

Säule 4: Mineralien und Spurenelemente / Grit / Einstreu  

 

Einstreu spielt im Rahmen der Säule 4 nur eine Rolle bezüglich der Abgabe von lebenswichtigen Magensteinchen.

 

Mineralstoffe sind für die Gesunderhaltung von zentraler Bedeutung. Im Rahmen der systematischen Rundumversorgung gilt aus diesem Grunde die Zielsetzung, dass eine hochwertige Mineralien-/Spurenelementemischung und Magensteinchen bzw. Grit dauernd zur Verfügung stehen. Mineralstoffe und Spurenelemente sind für den Skelettaufbau als auch bei verschiedenen Stoffwechsel- und Verdauungsvorgängen absolut unverzichtbar. Sie sind Bestandteil des Blutes und von Enzymen (Enzyme beschleunigen Veränderungen in den Zellen von Lebewesen). Vögel verspüren den Mineralstoffbedarf instinktiv, weshalb sich die Konsumation dementsprechend unterschiedlich gestaltet. Während der Mauser- oder der Brutphase ist der Bedarf nochmals grösser, weil für die Eischalenbildung beispielsweise vermehrt Mineralien benötigt werden.

 

Nachfolgend ebenfalls ein paar Auszüge zu ausgewählten Mineralstoffen:

  • Calcium ist zwar in Saaten wie auch in Obst und Gemüse enthalten. Es muss aber mit Calciumdefiziten gerechnet werden, weshalb systematisch eine Zufütterung unumgänglich ist. Für den Knochenaufbau generell und im Speziellen für die Eischalenbildung hat der Mineralstoff eine wichtige Funktion. Ein Mangel kann zu dünnschaligen Eier, zu Rachitis oder zum Abbau von Knochensubstanz führen.
  • Phosphor beteiligt sich am Knochenaufbau und reguliert verschiedene Stoffwechselvorgänge.
  • Magnesium ist ausserdem für zahlreiche Enzymsysteme, Nerven und Muskeln wichtig. Ein Mangel kann zu Muskelkrämpfen oder Herz-Kreislaufstörungen führen.
  • Spurenelemente wie Mangan, Eisen, Kupfer, Zink müssen für die Gesundheit der Tiere fester Bestandteil der Ernährung sein. Zink ist insofern ein Sonderfall, da eine vogelgerechte Menge die Knochenbildung und die Befiederung begünstigt, während grössere Konzentrationen zu Vergiftungen führen (beispielsweise verzinkte Volieren und Käfige)!

 

Da die Aufnahme von Mineralstoffen meistens instinktmässig erfolgt, ist die Abgabe „auf Kommando“ (im Gegensatz zu den Vitaminen) selten zielführend. Selbstverständlich kann eine Zufütterung mit speziellen Präparaten auch über das Wasser erfolgen, grundsätzlich sollten aber Mineralien dauernd und separat zur Verfügung stehen. Dazu wird eine Mischung eingesetzt, die sich zu etwa einem Drittel aus Calcium, desweitern aus verschiedenen Mineralstoffen und Spurenelementen zusammensetzt. Ein hochwertiges Produkt beinhaltet zudem Algen, Austernschalen, Muschelschalen und Magensteinchen. Trotzdem sollte auf einen Mineralstein oder Sepheaschalen nicht verzichtet werden, weil diese zusätzlich der Schnabelpflege dienen.

 

Vogelmineralien von bester Qualität gehören zur Grundversorgung der Tiere. Besondere Beachtung muss dabei den Magensteinchen zukommen, die eine Verdauungsfunktion haben. Diesbezüglich ist es durchaus nicht falsch, mehrere Varianten anzubieten wie zum Beispiel separates Grit und / oder Vogelsand mit Magensteinchen. Wenn als Einstreu ein anderes Material als Vogelsand bevorzugt wird, muss die Versorgung mit Magensteinchen separat sichergestellt sein.

 

Aus Sicht des Verfassers ist die getrennte Abgabe von Vitaminen und Mineralien gegenüber Kombi-Präparaten vorzuziehen, da sich die Vogelbedürfnisse und in der Folge das Abgabeprozedere (mit besonderem Hinweis auf die dauernde Verfügbarkeit der Mineralien) vollständig unterscheidet.

 

Kosten

 

Die Kosten sind tiefer als oftmals angenommen. So kann die Grundversorgung mit je einem hochwertigen Produkt für die Vitaminen und die Mineralien für total etwas mehr als 20 Fr. eine gewisse Zeit und für einen kleineren Vogelbestand aufrechterhalten werden. Futterzusätze bewegen sich in der Regel in einem ähnlichen Rahmen.

 

GesamtüberblickStruktur 4 Säulen

Mit der Erfüllung der Zielsetzungen im Sinne der Säulen 1, 3 und 4 und deren Zusammenspiel in der Praxis wird das Gesamtziel einer präventiv hochwertigen Vorsorge für die Gesunderhaltung der Tiere und im Rahmen unserer Möglichkeiten als Vogelbesitzerin / Vogelbesitzer erreicht. Um das Niveau halten zu können, ist es unerlässlich, in allen Bereichen die Qualitätsebene hochzuhalten und keine Lücken entstehen zu lassen. Die Versorgung muss kontinuierlich erfolgen, kann aber für die Tiere auf abwechslungsreiche Art ergänzt werden. Basis aller Ueberlegungen sind ausschliesslich die Vogelbedürfnisse und setzen die Leitlinie, wohin der Weg geht.

 

Vögel mit gesundheitlichen Handicaps   

 

Die vorliegenden Ausführungen treffen für alle Vögel ohne Auffälligkeiten zu. Im Falle von vorübergehenden gesundheitlichen Störungen oder von dauernden, allenfalls unheilbaren Handicaps wie Aspergillose, PBFD, Featherduster usw. gelten die Aussagen uneingeschränkt ebenso. Im Gegenteil: In solchen Situationen, namentlich bei unheilbaren Krankheiten, steigert sich die Bedeutung noch-mals und wird massgebend zur weiteren Entwicklung beitragen. Tiere mit diesen Handicaps sind noch vermehrt darauf angewiesen, sehr hohe Nährwerte und eine vollständige Versorgung zu sich nehmen zu können, so dass keine weiteren Mängel entstehen, das Immunsystem so weit wie möglich gefördert und der Vogelorganismus gesamthaft gestärkt wird. Bei einer Medikamentenabgabe ist je nach Einzelfall allenfalls eine Koordination nach Absprache mit dem Tierarzt nötig, wobei gerade die Empfehlungen im Vitaminbereich eine Rekonvaleszenz unterstützen und beschleunigen können.

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Der Autor hofft, mit diesen Ausführungen einen Beitrag zur hochwertigen, systematischen Rundumversorgung der Vögel liefern zu können und wünscht allen Leserinnen und Leser eine erfolgreiche Vogelhaltung. 

 

 

 

Zum Autor:

Rolf Lüscher ist Halter von Kanarien und Karmingimpel. Er ist Inhaber der CaraBird GmbH in Rümlang ZH.

Copyright:

Rolf Lüscher, CaraBird GmbH

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